Gesellschaft & Politik
Das Verständnis der Evangelisch-reformierten Kirche vom Verhältnis zwischen Kirche, Staat und Gesellschaft ist geprägt durch die im 20. Jahrhundert entwickelte Formel von der «Königsherrschaft Christi». Die Alte Kirche und die lutherische Reformation haben die Zwei-Reiche-Lehre entwickelt, nach der Kirche und Staat kategorisch unterschieden sind. Dagegen vertreten die Reformierten eine Einheitsperspektive von Christ:innen- und Bürger:innengemeinde. In beiden Sphären zählt in grundsätzlich gleicher Weise der Wille und das Gebot Gottes. Reformierte Christ:innen müssen zwischen Kirche und Politik nicht die Hüte wechseln, vielmehr passen Kirche, Staat und Politik unter einen einzigen Hut. Deshalb sind Säkularität und Religiosität für Reformierte keine Gegensätze, sondern Aspekte ihrer politischen und kirchlichen Existenz.
Weil Christ:innen zugleich Bürger:innen sind und Kirche kein privater Club, sondern eine öffentliche Institution ist, mischen sich reformierte Kirchen selbstverständlich in die Politik ein und beteiligen sich an gesellschaftlichen Debatten. Sie übernehmen Verantwortung für Staat und Gesellschaft aus theologisch-ethischer Perspektive. Dem reformierten Selbstverständnis entsprechend gibt es kein amtliches Meinungsmonopol. Eine Übereinstimmung in politischen und gesellschaftlichen Fragen ist weder nötig noch angestrebt. Den Massstab für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit bilden die Prinzipien Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Partizipation. Das gesellschaftspolitische Engagement der Evangelisch-reformierten Kirche zielt auf die Befähigung jeder Person zu einer selbstbestimmten, sozial-integrierten und partizipativen Lebensführung und Urteilsbildung.
Das Kompetenzzentrum für Theologie und Ethik (KTE) trägt mit seiner Fachexpertise und seiner Diskursplattform zum Öffentlichkeitsauftrag der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz und ihre Mitgliedkirchen bei.