Rebecca Mutumosi Mfutila ist die erste ordinierte Pfarrerin der Evangelischen Gemeinschaft des Kwango (Communauté Evangélique du Kwango CEK). Mit ihrem entschiedenen Einsatz für die Frauen überwindet die 1968 geborene Theologin entschlossen, aber mit diplomatischem Geschick Barrieren in den reformierten Kirchen der Demokratischen Republik Kongo. Sie ist für viele Frauen ein Vorbild.
Rebecca Mutumosi Mfutila arbeitete als Gemeindepfarrerin und zudem ehrenamtlich von 2002 bis 2010 als Generalsekretärin des Frauenbunds der CEK in Kinshasa; seit 2010 ist sie dessen Präsidentin. 2014 wurde sie ordiniert. Von 2010 bis 2015 leitete sie die Frauenarbeit des nationalen Verbandes Église du Christ au Congo ECC. Seit 2020 ist Rebecca Mfutila zusätzlich beim nationalen Zusammenschluss der verschiedenen evangelischen Kirchen in der ECC verantwortlich für die Anliegen der Frauen.
EKS engagiert sich für Weiterführung
Mit dem internationalen Sylvia-Michel-Preis werden seit 2009 Personen und Projekte ausgezeichnet, die sich für die Förderung von Führungspositionen von Frauen in der reformierten Kirche engagieren. Durch die Vergabe des Sylvia-Michel-Preises an der Synode soll ihm mehr Aufmerksamkeit verliehen werden. Die Förderung der Gleichstellung ist in der Verfassung der EKS verankert, deshalb wird die EKS sich auch weiterhin für die Verleihung des Preises einsetzen. Es ist ihr Beitrag für die Unterstützung von Frauen in Leitungspositionen in der weltweiten reformierten Kirchengemeinschaft. EKS-Präsidentin Rita Famos: «Die Verleihung des Sylvia-Michel-Preises schafft Bewusstsein, dass die kirchlichen Leitungsgremien vielerorts nach wie vor ungleich zusammengesetzt sind. Mit der Auszeichnung zeigen wir Pionierinnen wie Rebecca Mutumosi Mfutila auf der ganzen Welt, dass wir an ihrer Seite stehen.» Rita Famos sprach zudem dem Verein der Präsidentinnen und Vizepräsidentinnen – amtierende und nicht amtierende – der reformierten Kirchen der Schweiz PanKS ihren grossen Dank für ihre Pionierarbeit als Frauen in Kirchenleitungen aus. Der Verein wird sich auflösen, der Preis wird auf Beschluss des EKS-Rates von der EKS weitergeführt.
Lini Sutter, Leiterin des Leitungsteams der PanKS, blickte in ihrer Ansprache auf die Anfänge zurück. «2005, als wir zehn Präsidentinnen – die meisten von uns die ersten im Präsidium ihrer Kirchen – uns auf dem Aargauer Rügel trafen, wussten wir noch nicht, wohin dieses Zusammensein führen würde. Es ging uns um gegenseitigen Austausch, um Ermutigung und Stärkung. Der in diesem Geist geschaffene Sylvia-Michel-Preis anerkennt die Kompetenz, mit der Frauen Kirchen tragen und leiten.»
Najla Kassab, die 2017 als erste Frau zur Präsidentin der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen WGRK gewählt wurde, nannte die Auszeichnung von Rebecca Mutumosi Mfutila einen Akt der Solidarität mit den Frauen im Kongo und eine weitere Chance, junge Frauen zu ermutigen, ihre Fähigkeiten in den Dienst der Kirche zu stellen. Najla Kassab: «Heute stehen wir als Frauen aus dem Kongo, aus der Schweiz und aus dem Libanon zusammen, vereint in unserem Glauben an Gott. In seinem Angesicht setzen wir uns miteinander für eine bessere Zukunft ein.»
Krönung eines Prozesses
Die Preisträgerin ergriff gerührt und mit großer Freude das Wort. «Dieser 7. November 2022 ist ein unvergesslicher Tag der Verleihung des Sylvia-Michel-Preises an meine bescheidene Person. Über die Freude und Ehre hinaus betrachte ich den Preis als eine Aufforderung, mich noch mehr für den Kampf zur Förderung der Frau einzusetzen. Dies ist keine leichte Aufgabe, insbesondere im Kontext unserer unterentwickelten Länder.» Rebecca Mutumosi Mfutila bezeichnete den Sylvia-Michel-Preis als Krönung eines Prozesses, an dem mehrere Personen beteiligt waren. «Ich möchte Ihnen hiermit meine Wertschätzung und meine tiefe Dankbarkeit ausdrücken.» Diese Dankbarkeit richtete sie zuallererst an Gott.
In Erinnerung an die Aargauer Pfarrerin Sylvia Michel
Mit dem internationalen Sylvia-Michel-Preis werden seit 2009 Personen und Projekte ausgezeichnet, die sich für die Förderung von Führungspositionen von Frauen in der reformierten Kirche engagieren. Der Name erinnert an Pfarrerin Sylvia Michel, die 1980 zur Präsidentin der Reformierten Landeskirche Aargau gewählt wurde. Sie war die erste Frau in Europa, die das Präsidium einer Kirchenleitung übernahm. Der mit 5000 US-Dollar dotierte Preis wird gemeinsam von den Präsidentinnen und Vizepräsidentinnen – amtierende und nicht amtierende – der reformierten Kirchen der Schweiz PanKS, der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS und der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen WGRK vergeben.
Die Evangelische Gemeinschaft des Kwango CEK
Die CEK ist hauptsächlich im Kwango-Gebiet der Demokratischen Republik Kongo tätig. Die Region an der Grenze zu Angola gehört zu den ärmsten der Welt. Die Menschen haben weder Geld zum Leben noch Zugang zu Bildung oder Anschluss an die technische Entwicklung. In dieser Situation springt die Kirche ein und übernimmt im Notfall auch staatliche Aufgaben wie den Strassenbau, die Wasserversorgung und die Bildung. Rebecca Mfutila führt regelmässig Schulungen und Coachings für junge Frauen durch und ermutigt sie, sich in der Leitung von Kirche und Gesellschaft zu engagieren. Frauen, die sich derart weit vorwagen, werden im Kongo nicht selten gemobbt, marginalisiert oder gar ausgeschlossen. So ist diese Ermutigungsarbeit alles andere als einfach.
Die CEK ist eine Partnerkirche von Mission 21, Evangelisches Missionswerk Basel. Mission 21 setzt sich im Kwango für eine bessere Basisgesundheitsversorgung ein und unterstützt auch im Bereich Ernährungssouveränität Projekte der Partnerkirche. Mit Bildungsangeboten werden insbesondere Frauen und Jugendliche gefördert.