«Die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin Julia Jentsch geht im Film auf einem besonders anspruchsvollen Grat, der gleichzeitig der Königsweg der Komödie ist: Stets nah am Abgrund zur bitteren Tragödie. Ich habe schon lange nicht mehr so gelacht und wurde dabei trotzdem nachhaltig zum Nachdenken angeregt,» erklärt Jury-Präsidentin Lucie Bader den Entscheid für «Waren einmal Revoluzzer».
Zur Story: Nach dem Hilferuf eines russischen Freundes aus Studentenzeiten ergreifen zwei befreundete Wiener Paare, urbane und idealistische Enddreißiger, kurzentschlossen die verlockende Chance zu helfen: Endlich einmal nicht nur reden, sondern wirklich etwas tun. Doch was die Wiener als Abenteuer begreifen, bedroht rasch das Gefüge der alten Freundschaft und der Beziehungen zueinander. Die Aufnahme des russischen Dissidenten, der unversehens mit Frau und Kind anreist, führt zur ebenso komischen wie abgründigen Revolte in den festgefahrenen Beziehungsstrukturen zweier Paare. «Der Witz im Film ist hoffnungsvoll, weil sein Lachen die Fallhöhe verringert und den Aufprall lindert. Im Lachen erkennen wir uns selbst als gefallene Idealisten und Idealistinnen wieder», meint Filmjournalist Thomas Binotto aus der Kirchenjury. Lucie Bader ergänzt: «Johanna Moder ist eine witzige, aber keine zynische Autorin. Sie lässt keine ihrer Figuren ins vollends Lächerliche kippen».
Die Jury wählte aus den 12 Filmen der Reihe «Fokus» mit Produktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vom Zurich Film Festival ZFF ihren Favoriten. Einsitz nahm in diesem Jahr erstmals die Regisseurin Barbara Miller, die im letzten Jahr mit ihrem religionskritischen Film «#Female Pleasure» Aufmerksamkeit erhielt. Julia Jentsch als Hauptdarstellerin wird den Preis stellvertretend für die Regisseurin Johanna Moder an einer Preisverleihung am Abend entgegennehmen. Das Preisgeld beträgt 5000 Franken. Der Film-Preis der Zürcher Kirchen ist ökumenisch ausgerichtet und fördert den Dialog zwischen den Religionen und Kulturen.