Die Sehnsucht nach Einheit hat vor 50 Jahren den Grundstein zur Gemeinschaft Evangelischer Kirchen Europas GEKE gelegt. Ein gemeinsamer Gottesdienst im Berner Münster bildete am Sonntag den Abschluss der EKS-Jubiläumstagung. Inspiriert durch das Gleichnis vom vierfachen Acker aus dem Markusevangelium predigten Rita Famos, Präsidentin der EKS, und Miriam Rose, Präsidentin des Rates GEKE, in Dialogform zur Bedeutung des Christseins und zu den Früchten der damals und heute ausgestreuten Samen. Im Rahmen dieses Gottesdienstes wurden auch die neuen Synodalen der EKS eingesetzt. Es sind dies Annette Geissbühler BEJUSO, Chantal Eberlé GE, Anne Abruzzi VD, Gabriela Bregenzer ZH, Matthias Duebendorfer ZH und Wolfram Kötter SH. Zwei Gäste, EVP-Nationalrat Nik Gugger, und Ralph Lewin, Präsident des Schweizerisch Israelitischen Gemeindebunds, richteten sich mit engagiert-emotionalen Grussworten an die Anwesenden. Der SIG-Präsident machte sich insbesondere für eine Zweistaatenlösung stark: «Man darf die Hoffnung auf eine friedliche Lösung nicht aufgeben.»
Die EKS leistet einen konkreten Beitrag zur Hoffnung
Nach dem Gottesdienst nahmen die Synodalen der EKS im Berner Rathaus die Arbeit zur Herbstversammlung auf. Krieg in der Ukraine, Terrorakt durch die Hamas an der israelischen Bevölkerung und Krieg im Gazastreifen, Spannungen auf dem Balkan, ethnische Säuberung in Berg-Karabach und weiteres Säbelrasseln im Südkaukasus: «Was Menschen anderen Menschen angetan haben und immer noch antun, liegt heute wie eine dunkle, schwere Wolke über uns», sagte die Präsidentin der EKS, Rita Famos. Vor dem Hintergrund dieser «Polykrise» richtete sie im Wort der Präsidentin ihren Fokus auf den Beitrag, den die evangelisch-reformierten Kirchen in den letzten Monaten lokal, kantonal und national geleistet haben. Von der praktischen Hilfe an Flüchtlin aus der Ukraine bis zu Forderungen an kantonale, nationale und internationale Behörden und Organisationen im Fall von Israel und Armenien hätten die reformierten Kirchen den Weg der Hoffnung beschritten – einen dritten Weg an Stelle von Resignation und Wut.
Schutz persönliche Integrität
Ratsmitglied Ruth Pfister informierte über die Arbeiten zum Schutz der persönlichen Integrität. Die Pilotstudie der römisch-katholischen Kirche über Missbräuche in der Kirche haben schockiert. Auch wenn die systemischen und strukturellen Verhältnisse bei den evangelisch-reformierten Kirchen ganz anders seien, so gelte es auch hier, genau hinzuschauen. «Nichtsdestotrotz sind wir uns bewusst, dass auch bei uns Fälle existieren und jeder Fall einer zu viel ist.» Der Schutz der persönlichen Integrität habe für die EKS hohe Priorität, darum sei ihm auch ein eigenes Legislaturziel gewidmet. Ruth Pfister erinnerte daran, dass die EKS bereits seit 2018 in diesem Bereich koordinierend und unterstützend aktiv ist. Zwei Drittel der Mitgliedkirchen hätten bereits ausgereifte Schutzkonzepte und Prozesse eingeführt und umgesetzt, der Austausch von Fachwissen und Materialien ist koordiniert und etabliert. Der Rat der Synode wird im nächsten Jahr, zusammen mit der Richtlinie zum Schutz der persönlichen Integrität, eine umfassende Vorlage unterbreiten können.
Seelsorge und Ökumene
Was die nationale Koordinationsstelle «Seelsorge im Gesundheitswesen» betrifft, so haben sich nach der Sommersynode in Olten die für die Seelsorge Verantwortlichen der evangelisch-reformierten Kirchen diesen Herbst zu einem «Runden Tisch» getroffen. Wie Ratsmitglied Catherine Berger ausführte, werden die Anliegen in die Arbeit der zuständigen Projektgruppe einfliessen.
Claudia Haslebacher orientierte über die Tagung des neugewählten Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen ÖRK vom Juli in Genf. Rita Famos wurde als Mitglied des Zentralausschusses und weitere Vertreterinnen und Vertreter der EKS in andere Gremien des ÖRK gewählt. Im Juni 2024 wird das Europäische Netzwerk der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen WGRK seine Jahrestagung unter dem Thema «reformierte Identität» in der Schweiz abhalten. Vom 27. bis zum 30.Oktober 2024 findet – zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum – ein Christliches Forum in der Schweiz statt. Dieses Forum ist eine Initiative des ÖRK und will insbesondere Personen aus Migrationskirchen ansprechen. Trägerin ist die AGCK.CH. Die EKS kann rund 35 Personen delegieren.
Die Synodalen wurden zudem über das Projekt des diesjährigen Adventskalenders informiert. Das Bibelwort aus der Weihnachtsgeschichte, «Habe ich dich nicht geheissen, mutig und stark zu sein? Hab keine Angst und fürchte dich nicht, denn dein Gott ist mit dir auf allen deinen Wegen» (Josua 1,9), hat zu einem Mutmacher-Kalender inspiriert, in dessen Rahmen 24 Bücher, die Mut machen, in Videobotschaften vorgestellt werden. Wer das Video auf Social Media kommentiert, hat die Chance, bei der Verlosung das vorgestellte Buch zu gewinnen.
Morgen Montag stehen unter anderem Ersatzwahlen in den Rat, die Legislaturziele des Rates EKS, der Prozess zur Assoziierung des Johanniterordens sowie ein Open Forum zum Missionsverständnis in der EKS auf dem Programm.