Dominic Wägli
Mit der Eröffnungsrede des deutschen Bundespräsidenten, Frank-Walter Steinmeier, am Mittwoch, ist der Paukenschlag bereits erfolgt. Doch die Breitseite gegen die russisch-orthodoxe Kirche hallt in Karlsruhe nach. Richtigerweise konnten sich ukrainische orthodoxe zur prekären Lage in ihrem Land äussern und die Aufnahme in den ÖRK und die KEK schreiten rasch voran. Was fehlte, war die Stimme der Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche. Ihre Mitwirkung wäre wichtig, damit das Motto der Vollversammlung, Versöhnung und Einheit, sich in Handeln entfalten könnte.
Unter der Walze des alles erdrückenden Ukraine-Themas blieb fast unbemerkt, dass andere Punkte kaum in öffentlichen Sessions Erwähnung fanden. Der Swiss Hub war da eine löbliche Ausnahme. Im Gespräch zwischen der EKD-Präsidentin Annette Kurschus, der Präsdentin der EKS, Rita Famos und der Présidente du Conseil national de l’Église protestante unie de France, Emmanuelle Seybolt, kamen Entwicklungen, Herausforderungen und Chancen der (west)europäischen Kirchen zur Sprache. Die drei Frauen stellten fest, dass sich die Kirchen trotz den Trends von Traditionsverdrossenheit, Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche und trotz sinkenden Mitgliederzahlen nicht zu verstecken brauchten. Der Auftrag der Kirche, das Evangelium in Wort und Tat in die Welt zu tragen, oder, wie Kurschus es ausdrückte, einen Ton in die Gesellschaft zu tragen, der unverwechselbar und der in der Hoffnung begründet sei, ist auch eine Chance.
Nur am Rand gestreift wurden weitere Themen, die Europa beschäftigen, wie Fluchtbewegungen, soziales und ökonomisches Auseinanderdriften, Säkularisierung, Radikalisierung und der Umgang mit anderen Religionsgemeinschaften.