Die Synode in Sion hörte heute den Bericht des Rates zum Umsetzungsstand der Empfehlungen, die die Untersuchungskommission im August 2021 vorgelegt hatte. Dazu wurde ein detaillierter Aktionsplan erstellt, der von der Synode durch eine umfassende konstruktive Diskussion zur Kenntnis genommen wurde. Die Massnahmen umfassen die Einführung eines Beschwerdeverfahrens für Rat und Geschäftsstelle, welches neu auch auf alle budgetrelevanten Bereiche der EKS ausgeweitet wird. Auch soll zukünftig für die ganze EKS eine ethische Selbstverpflichtung nach dem Modell der EMK gelten. Ausserdem sind Standards für die Nominationskommission und die GPK in Erarbeitung, die der Synode im Herbst vorgelegt werden. Schliesslich plant der Rat noch weitere Schritte im Bereich des Schutzes der persönlichen Integrität. Er wird dazu an November-Synode 2022 eine Vorlage einreichen.

Zwei Vorstösse
Zusammen mit sechs Mitunterzeichnenden legte Michel Müller der Synode eine Motion vor, die den Rat EKS auffordert, sich beim Ökumenischen Rat der Kirchen für eine Prüfung der Suspendierung der Russisch-Orthodoxen Kirche einzusetzen. Der Motionär erläuterte seine Argumente engagiert. Er forderte ein klares Eintreten für die Wahrheit ein: «Jetzt muss der ÖRK die Suspendierung prüfen. Man muss diesem Patriachat eine Grenze setzen. Diese Kirche tritt sämtliche Werte der ökumenischen Friedensmission nach den Weltkriegen mit Füssen, und das theologisch und metaphysisch begründet. Es ist Zeit für einen nächsten Schritt, reden kann man dann dennoch.»

In seiner Antwort begründete der Rat seinen Antrag auf Ablehnung der Motion. Rita Famos sagte: «Die Haltung des Patriarchen Kyrill gegenüber dem Angriffskrieg Putins entbehrt jeglicher theologischer Begründung und ist für die gesamte Ökumene unerträglich.» Der ÖRK unternehme bereits viele Anstrengung, um auf die Mitgliedkirche einzuwirken. Es gibt viele Kritiker und dissidente Stimmen innerhalb der orthodoxen Kirche. Sie rechnen mit unserer Solidarität, die Suspendierung würde der Abwendung von der westlichen Welt nur Vorschub leisten. EKS verfolgt doppelte Strategie, so Rita Famos: «Einerseits distanzieren wir uns klar von der theologischen Legitimation des Kriegs durch die offizielle Leitung des Moskauer Patriarchats. Andererseits nutzen wir den ÖRK und andere ökumenische Kontakte, um mit dem Moskauer Patriarchat den Disput zu führen und somit alle Kriegsgegner innerhalb der russisch-orthodoxen Kirche zu unterstützen.» Die Synodalen widmeten der Motion viele engagierte Wortmeldungen. Die Synode überwies die Motion.
Ein Postulat von Esther Straub und neun Mitunterzeichnenden zur Seelsorge im Gesundheitswesen wurde ebenfalls überwiesen. Der Rat unterstützt das Anliegen des Postulats und wird den Mitgliedkirchen eine ökumenische nationale Ansprechstelle für Belange der Seelsorge im Gesundheitswesen vorschlagen.

Zukunftsperspektiven
Der Rat EKS legte der Synode eine Studie zur Zukunft der Kirchenfinanzen vor, die eine Prognose zur Entwicklung der Kirchenfinanzen in den nächsten 20 Jahren enthält. Gesamtschweizerisch prognostiziert die Studie bis 2045 eine Halbierung der Mitgliederzahl und einen Rückgang der Einnahmen aus Kirchensteuern und Staatsbeiträgen um etwa ein Viertel. Künftig solle man sich dem Thema widmen, wie die Ressourcen der Kirchen richtig einzusetzen sind, welche Prioritäten gesetzt werden müssen und in welchen zukünftigen Formen des Kirche-Seins dies geschehen soll. «Welche Rolle wollen wir einnehmen? Wo wollen wir als Evangelisch-reformierte Kirche 2045 stehen?», sagte Ratsmitglied Daniel Reuter. Die Synode entschied sich aus reglementarischen Gründen gegen das Thema «Perspektiven 2045» für eine erste Gesprächssynode. Sie lehnte einen Zusatzantrag ab, der die Schaffung eines Kompetenzzentrums Fundraising prüfen sollte.

Beschlüsse Werke und Stiftungen
Das ökumenische Institut Bossey wird 2023 durch eine Kollekte der Mitgliedkirchen mit der Zielsummer 60’000 Franken unterstützt werden.
Mission 21 und DM werden weiterhin unterstützt: Die Synode genehmigt die Finanzierung des Sockelbeitrags 2023 für die beiden Organisation. Dieser Beitrag beläuft sich auf 968’750 Franken.
Die Synode nahm den Jahres- und den Finanzbericht 2021 des HEKS und von Brot für alle zur Kenntnis und beschloss für das Hilfswerk eine gleichbleibende Zielsumme für 2023, wie in den vergangenen Jahren.
Ebenfalls stellte die Stiftung zur Förderung der Gemeindediakonie – fondia ihren Tätigkeitsbericht und Jahresrechnung 2021 vor. In Folge der Pandemie gingen bei der Stiftung deutlich mehr Gesuche (55 gegenüber 42 im 2020) ein.

Walliser Gäste in der Synode
Am Nachmittag empfing die Synode den Walliser Regierungsrat Frédéric Favre, Bischof Jean-Marie Lovey und Nadine Pardo, Stadträtin von Sitten, in ihrer Mitte, die jeweils Grussworte überbrachten.