Synodepräsidentin Evelyn Borer hat die Sommersynode 2024 im Salle du Grand Conseil du Château in Neuenburg eröffnet. Präsidentin Rita Famos hob in einem politischen und engagierten «Wort der Präsidentin» den zentralen Stellenwert der kultischen Formen und der geistlichen Dimension der Kirche hervor. Der kultische Charakter der Kirche solle nicht dem Kalkül einer reinen Nützlichkeit unterworfen werden: «Wir sind nicht nützlich, wir sind gläubig und leben den Glauben. Wir glauben nicht, um nützlich zu sein, sondern weil wir glauben, machen wir einen Unterschied. Der gesellschaftliche Mehrwert, das Sozialkapital, all die guten Dienste und Werke sind nicht das, was Kirche antreibt, sie sind das Ergebnis unseres geistlichen Lebens.» Diese Ergebnisse seien wichtig für die Gesellschaft. Sie sei auf Werte und Formen angewiesen, die nicht in religiösem Individualismus zu haben sind. Die gemeinsame rituelle Praxis sei ein Motor für Solidarität und Gemeinschaft und nicht eine historische Reminiszenz.

Nationalratspräsident Eric Nussbaumer hat in seinem Grusswort an die EKS-Synode betont, dass ihm die protokollarische Stellung als «Höchster Schweizer» nicht so wichtig sei. Es gehe, in der Politik wie in der Kirche um den Dienst an den Menschen. Diese Menschen zu erreichen, sei herausfordernd geworden. Parteien und Kirchen müssten dabei heute gleichsam vier Themen besonders berücksichtigen: Sie haben der Vielfalt menschlicher Lebensweisen, religiösen Bindungen und Ansichten neugierig und offen zu begegnen. Zweitens sollen sie Akzeptanz leben, gemeinsam das Menschenfreundliche suchen. Drittens haben sie für alle Menschen da zu sein und sollen besonders für Benachteiligte eintreten. Nicht nur mit Worten, sondern mit konkreten Taten. In diesem Zusammenhang erwähnte der Nationalratspräsident auch die geplante Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Und viertens sollten Politik und Kirche das Gemeinsame, den Zusammenhalt stärken.

Mit Spannung wird das für Montagnachmittag geplante Traktandum «Schutz der persönlichen Integrität, Stand der Tätigkeiten, Studie und Beteiligtenbeirat» erwartet. Der Rat EKS beantragt der Synode unter anderem die Durchführung einer dreijährigen Studie zu sexuellem Missbrauch mit einem Aufwand von rund 1,6 Mio. Franken.

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