Die Gedenktage

Eidgenössischer Dank-, Buss- und Bettag

Dank- und Bussfeiern sind schon im Alten Testament bezeugt und leben in jüdischen Traditionen und Festen fort. Sie haben auch im Christentum einen festen Platz gefunden. Der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag ist in der Schweiz ein staatlich angeordneter überkonfessioneller Feiertag, der von den Kirchen und der Israelitischen Gemeinschaft jeweils am dritten Sonntag im September gefeiert wird. Er ist also ein religiös-politischer Feiertag.

Die Entstehung des Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettags ist eng mit der Gründung des Schweizerischen Bundesstaates von 1848 verbunden. Schon vor der Reformation ordneten die politischen Behörden religiöse Feiertage an, die mit Bussübungen verbunden waren. In einer Zeit der Konflikte zwischen den verschiedenen konfessionellen Strömungen wurde das eidgenössische Fasten 1832 in der ganzen Schweiz durch einen Erlass der eidgenössischen Tagsatzung (dem Vorläufer unseres Bundesparlaments) eingeführt. Damit wurde ein gemeinsames Fasten in allen Kantonen eingeführt, das am dritten Sonntag im September gefeiert wird. Seit einigen Jahren rufen viele National- und Ständeräte vor dem Eidgenössischen Fastenmonat allgemein dazu auf, sich auf die christlichen Grundwerte der Schweiz zu besinnen und um Gottes Segen zu bitten.

Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird der Eidgenössische Bettag als ökumenische Veranstaltung betrachtet. Der Bettag sollte die gemeinsame christliche Tradition und Verwurzelung betonen und die Toleranz und den Respekt gegenüber Andersgläubigen und politisch Andersdenkenden fördern. Diese Einheit wurde und wird unterstrichen durch das gemeinsame Singen des Schweizerpsalms. Zur Bettagstradition gehören auch sogenannte Bettagsmandate zu aktuellen gesellschaftlichen Themen. Kantonsregierungen veröffentlichten jeweils eine Botschaft, das Bettagsmandat, eine Tradition, die bis heute von politischen und kirchlichen Organisationen gepflegt wird. An einzelnen Orten wird heute der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag in Erweiterung nicht nur als ökumenischer Festtag begangen, sondern als interreligiöse Feier.

Erntedankfest 

Die Sonntage von nach Pfingsten bis zum Beginn des neuen Kirchenjahres sind der Schöpfung und der Ernte gewidmet. So findet in vielen Kirchen ein Erntedankfest statt, meist am letzten Wochenende im September oder am ersten Wochenende im Oktober. 

Zwetschgenkuchen, Bettag

Reformationssonntag

Der Reformationssonntag wurde 1986 landesweit durch Beschluss der Vorläuferorganisation des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (heute EKS) eingeführt. Er ist ein Gedenktag: Die Schweizer Reformierten erinnern sich am ersten Sonntag im November an die Reformation, also an jene Ereignisse des frühen 16. Jahrhunderts, die schliesslich zur Trennung der sogenannten protestantischen Kirchen von der römisch-katholischen Kirche führten. Am Reformationssonntag steht die dankbare, aber auch kritische Rückbesinnung auf die zentralen Erkenntnisse und Ereignisse der Reformation im Zentrul. Im Sinne der ecclesia semper reformanda wird vielerorts in Gottesdiensten die stete Reformationsbedürftigkeit der Kirche aufgegriffen. Wie können die Erkenntnisse der Reformation in die Gegenwart und Zukunft übertragen werden?

Der Reformationssonntag steht unter dem Zeichen der Solidarität: Die Protestantische Solidarität Schweiz PSS unterstützt Glaubensorte in der Diaspora und führt jedes Jahr eine schweizweite Kollekte durch. Neben der Förderung von Orten des Glaubens unterstützt die PSS mit dem Konfirmandengabe Projekte, die sich Kindern und Jugendlichen vor allem im Ausland widmen. Die PSS gibt es seit 1843. Seit 2019 ist sie eine Konferenz der EKS.

Reformationssonntag in Genf

Ewigkeitssonntag

Der Ewigkeitssonntag (früher Totensonntag genannt) bildet den Abschluss des evangelisch-reformierten Kirchenjahres. Es handelt sich um den letzten Sonntag vor dem 1. Advent.

Am Ewigkeitssonntag gedenkt die Kirchgemeinde der Verstorbenen. Viele reformierte Gemeinden veranstalten dazu besondere liturgische Feiern, bei denen Kerzen für im laufenden Jahr verstorbenen Menschen angezündet und ihre Namen genannt werden. Manche Gemeinden halten Andacht auf dem Friedhof und hören dort die Botschaft von der Auferstehung. Leben und Sterben, Vergänglichkeit, Versöhnung sowie die Hoffnung auf Auferstehung sind zentrale Themen am Ewigkeitssonntag. Neben dem Totengedenken wird  auch zu einem bewussteren Umgang mit der Lebenszeit ermutigt.