S–Z, Sakramente–Zwingli
Das A bis Z der Schweizer Reformation
Erfahren Sie Neues und Wissenswertes von ARTISCHOCKEN bis ZWINGLI
Sakramente.
Für Calvin sind die Sakramente wie Krücken, die einem Kranken beim Gehen helfen; Zwingli setzt sie dem Hugenottenkreuz gleich, das als Erkennungs- und Bekenntniszeichen dient.
Schwitzen.
«Einer möcht schwitzen, ehe ers versteht», sagt Luther über Zwinglis Deutsch.
Sex.
Während des Konstanzer Konzils von 1414, bei dem Jan Hus als Ketzer verbrannt wird, sind 700 Prostituierte in der Stadt gemeldet. Ein Jahrhundert später beichtet Zwingli, dass er seine sexuellen Neigungen nicht immer im Zaun halten könne und gelegentlich Freudenhäuser besuche. Doch er bestreitet die Gerüchte seiner Feinde vehement, ein Mädchen aus gutem Zürcher Hause entehrt zu haben. Anna Reinhart pflegt den pestkranken Zwingli. Und nachdem dieser das Zölibat abgeschafft hat, heiraten sie. Für Zwingli wie für Luther ist das Zölibat ein Gesetz, das nicht aus der Bibel ableitbar ist.
Söldnertum.
Die Schweizer Reformatoren bekämpfen das Söldnertum. Die Geographiekarte der Reformation entspricht den Einnahmen aus dem Söldnerdienst im Ausland. Denn je mehr die lokale Wirtschaft davon abhängt, desto weniger Erfolg hat die Reformation. Zwingli begleitet die Schweizer Söldner 1515 als Feldprediger nach Marignano in Oberitalien. Erschüttert kehrt er zurück und wettert in seiner Antrittsrede in Glarus: «Was ist Krieg anderes als ein Massenmord an vielen? Warum sollten wir unsere Jungen diesem Schrecken ausliefern?»
Städte.
In der Schweiz ist die Reformation ein städtisches
Phänomen. Auf dem Land ist man entweder konservativer oder revolutionärer. Im 16. Jahrhundert lebt die Stadt Zürich weniger von den Einkünften von aussen als die Bergkantone. Entsprechend hat die Reformation, die das Söldnertum abschaffen will, in der Zentralschweiz keinen Erfolg. Auf dem Land schürt die Reformation aber auch aufständisches Gedankengut. Das Evangelium verleitet deutsche Bauern ebenso wie Zürcher Wiedertäufer
zu radikalen Programmen. Beide Bewegungen werden von Luther respektive Zwingli bekämpft. Sie befürchten, dass sich bei einer radikalen Form der Reformation die Regierenden und die aufkommende Mittelklasse gegen sie verbünden würden.
Phänomen. Auf dem Land ist man entweder konservativer oder revolutionärer. Im 16. Jahrhundert lebt die Stadt Zürich weniger von den Einkünften von aussen als die Bergkantone. Entsprechend hat die Reformation, die das Söldnertum abschaffen will, in der Zentralschweiz keinen Erfolg. Auf dem Land schürt die Reformation aber auch aufständisches Gedankengut. Das Evangelium verleitet deutsche Bauern ebenso wie Zürcher Wiedertäufer
zu radikalen Programmen. Beide Bewegungen werden von Luther respektive Zwingli bekämpft. Sie befürchten, dass sich bei einer radikalen Form der Reformation die Regierenden und die aufkommende Mittelklasse gegen sie verbünden würden.
Statistiken.
• Zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert wird in der Schweiz einer von hundert Einwohnern der Hexerei bezichtigt.
• In Zürich werden im Zuge der Reformation 30 Feiertage zugunsten zusätzlicher Arbeitszeit gestrichen.
• In Genf leben vor Calvins Ankunft 1 000 Personen von Einkünften aus religiösen Tätigkeiten; nach seinem Tod sind es nur noch 20.
• 1685, nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes in Frankreich, ziehen 150 000 protestantische Flüchtlinge durch die Schweiz oder lassen sich hier nieder. Das Land zählt damals eine Million Einwohner.
• In Zürich werden im Zuge der Reformation 30 Feiertage zugunsten zusätzlicher Arbeitszeit gestrichen.
• In Genf leben vor Calvins Ankunft 1 000 Personen von Einkünften aus religiösen Tätigkeiten; nach seinem Tod sind es nur noch 20.
• 1685, nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes in Frankreich, ziehen 150 000 protestantische Flüchtlinge durch die Schweiz oder lassen sich hier nieder. Das Land zählt damals eine Million Einwohner.
Sünde.
Für Luther bringt ausser dem Unglauben keine Sünde die Verdamnis.
Suppe.
Die eidgenössischen Soldaten sind sich gewohnt, im Ausland für Geld tapfer zu kämpfen. Wenn es um Konflikte im eigenen Land geht, sind sie weniger diszipliniert. 1528 bekunden die katholischen und reformierten Herren grosse Mühe, die Soldaten für oder gegen die Reformation zu motivieren. So stellen die beiden Heere lieber gemeinsam einen Topf Milchsuppe auf, als sich die Köpfe einzuschlagen. Die Kappeler Milchsuppe wird in der Folge zu einem helvetischen Mythos der friedlichen Koexistenz zwischen katholischen und reformierten Kantonen.
Täuferbewegung.
Dieser radikale Flügel der Reformation nimmt seinen Anfang im Gefolge von Huldrych Zwingli. Zu den Forderungen gehören die Wiedertaufe im Erwachsenenalter sowie die Vertretung der evangelischen Ideale im politischen und gesellschaftlichen Leben. Im Holländer Menno Simon (1495 –1561), dem Namensgeber der Mennoniten, findet die Bewegung einen geistigen Führer. Die Mennoniten sind heftigen Verfolgungen ausgesetzt und dürfen sich in der Schweiz nur oberhalb von 1 000 Metern über Meer ansiedeln. Viele wandern nach Amerika aus. Die Amischen, die konservativste Gruppe der Bewegung, setzen dort ihre aus der Berner Kultur des 17. Jahrhunderts übernommene Lebensart (Dialekt, Landwirtschaft, Kleidungsvorschriften) fort. Sie errichten für Glaubensgeschwister an einem Tag eine Scheune und losen aus, wer am nächsten Sonntag die Predigt hält.
Verantwortung.
Für die Reformatoren die Zwillingsschwester der Freiheit.
Vernunft.
Wo Luther behauptet und urteilt, zieht Calvin Schlüsse
und argumentiert.
und argumentiert.
Zeitdaten.
Als Calvin geboren wird, sind Luther und Zwingli 26 Jahre alt, Erasmus ist 42. Beim Tod von Zwingli ist Calvin 22, Luther 48 und Erasmus 64 Jahre alt. Beim Tod von Niklaus von Flüe sind Erasmus 20, Luther und Zwingli 3. Und als Kolumbus den Fuss auf die künftigen Amerikas setzt, sind Erasmus 25, Luther und Zwingli 9 Jahre alt.
Zürich.
Die grösste Stadt der Schweiz ist die Wiege der Reformation. 1523 stimmt der Stadtrat den Thesen des Leutpriesters am Grossmünster Huldrych Zwingli zu. Zwinglis politische Legitimation durch ein Kollektiv verleiht ihm eine andere Bedeutung als die von einzelnen Fürsten gebilligte lutherische Reformation. Heute ist ein Drittel der Einwohner von Zürich protestantisch, drei Mal mehr als in Genf. Grund dafür ist die enge Kooperation mit dem Kanton. Zwei Zürcher Ex-Bundesräte sind Pfarrerssöhne. Sie verkörpern zwei gegensätzliche Flügel des Protestantismus: Christoph Blocher steht für das Bestreben nach radikaler Unabhängigkeit, Moritz Leuenberger folgt seiner solidarischen Berufung. In der kosmopolitischen Stadt wird 1916 die Dada-Bewegung ins Leben gerufen: die Wiederauferstehung eines Bildersturms im Untergrund, der die vierhundert Jahre zuvor geschaffenen Idole zum Stürzen bringt?
Zwingli.
Biographie für eine Fernsehserie:
• Episode 1. Der Tod im Kappelerkrieg, Zwinglis gevierteilter Körper, die Kremierung mit einem Schwein, sein geborgenes und der Witwe Anna überbrachte Herz.
• Episode 2. Die Geburt in den Toggenburger Bergen, die Studienzeit in Wien, die Begegnung mit Erasmus und die Prozessionen in Glarus, wo Zwingli als katholischer Priester Hostien ausfährt, um es regnen zu lassen.
• Episode 3. Der Krieg: Marignano 1515, der junge Feldprediger hilft den Söldnern, ist über ihr Verhalten entsetzt, beobachtet die verheerenden Folgen der Gewalt auf den Geist der jungen Eidgenossen.
• Episode 4. Einsiedeln, die heimliche Liebe zu einer Aristokratin, Wegzug nach Zürich, dann die Ansteckung mit der Pest bei der Krankenpflege.
• Episode 5. Heilung, zweite Liebe mit seiner Pflegerin, erster dogmatischer Ungehorsam, Froschauers Fastenbrechen mit Würsten.
• Episode 6. Seine tiefe Freundschaft mit Felix Manz, ihre geistigen (und körperlichen) Auseinandersetzungen über die Reformation, die Zerstörung von Statuen und Bildern, der Bruch der Freunde und die Ertränkung des Täufers Felix vor den billigenden Augen Zwinglis.
• Episode 7. Die Begegnung mit Luther in Marburg, der deutsche Prophet im Gegensatz zum gebildeten Bauern, das Mittelalter gegen den Humanismus, die heftigen Debatten, das Zerwürfnis, Luther reibt sich die Hände, als er vom Tod Zwinglis hört, oder verliert darob den Schlaf.
• Episode 1. Der Tod im Kappelerkrieg, Zwinglis gevierteilter Körper, die Kremierung mit einem Schwein, sein geborgenes und der Witwe Anna überbrachte Herz.
• Episode 2. Die Geburt in den Toggenburger Bergen, die Studienzeit in Wien, die Begegnung mit Erasmus und die Prozessionen in Glarus, wo Zwingli als katholischer Priester Hostien ausfährt, um es regnen zu lassen.
• Episode 3. Der Krieg: Marignano 1515, der junge Feldprediger hilft den Söldnern, ist über ihr Verhalten entsetzt, beobachtet die verheerenden Folgen der Gewalt auf den Geist der jungen Eidgenossen.
• Episode 4. Einsiedeln, die heimliche Liebe zu einer Aristokratin, Wegzug nach Zürich, dann die Ansteckung mit der Pest bei der Krankenpflege.
• Episode 5. Heilung, zweite Liebe mit seiner Pflegerin, erster dogmatischer Ungehorsam, Froschauers Fastenbrechen mit Würsten.
• Episode 6. Seine tiefe Freundschaft mit Felix Manz, ihre geistigen (und körperlichen) Auseinandersetzungen über die Reformation, die Zerstörung von Statuen und Bildern, der Bruch der Freunde und die Ertränkung des Täufers Felix vor den billigenden Augen Zwinglis.
• Episode 7. Die Begegnung mit Luther in Marburg, der deutsche Prophet im Gegensatz zum gebildeten Bauern, das Mittelalter gegen den Humanismus, die heftigen Debatten, das Zerwürfnis, Luther reibt sich die Hände, als er vom Tod Zwinglis hört, oder verliert darob den Schlaf.