G–L, Gegenreformation–Leib
Das A bis Z der Schweizer Reformation
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Gegenreformation.
Als Antwort auf die Reformation und die Lage der traditionellen Kirche wird im italienischsprachigen Teil Tirols (1545 –1563) das Konzil von Trient einberufen. Die Dekrete führen zu einer Neuorganisation der katholischen Kirche. Es wird eine nähere Beziehung zwischen Pfarrer und Gemeindemitgliedern eingeführt, die Sitten sollen strenger und die Ausbildung von Klerikern und Laien verbessert werden. Für den Jesuitenorden und die Ausbreitung des Kapuzinerordens spielt das Konzil von Trient eine wichtige Rolle. Die beiden Orden setzen sich in der Schweiz im Zuge der Reform für die Bildung der städtischen und ländlichen Bevölkerung ein.
Genf.
2020 sind nur noch 10 Prozent der Bevölkerung reformiert, obwohl die Calvin-Stadt von ihren Fürsprechern regelmässig als das protestantische Rom bezeichnet wird. Die Reformation wird hier 1535 eingeführt und die Ankunft Calvins ein Jahr später verändert das Schicksal der Stadt. Das internationale Genf liegt an der Schnittstelle zwischen der Schweiz und Frankreich und ist heute – nach New York – zweiter Sitz der UNO. Genf entwickelt sich hauptsächlich dank dem Zustrom der Hugenotten. Später nimmt die liberale Stadt viele Eidgenossen auf. Auch der Anticalvinismus hat in Genf eine lange Tradition. Historikern zufolge soll er sogar noch älter sein als Calvin selbst. 2012 feiert die Stadt den 300. Geburtstag von Jean-Jacques Rousseau, der neben dem Linguisten Ferdinand de Saussure oder dem Pädagogen Jean Piaget zu den weiteren Genfern von Weltformat gehört.
Glaube.
«Der Glaube ist eine Vision der Dinge, die nicht zu sehen sind.» — Calvin
Hadrian VI.
Hadrian VI. war von 1522 bis 1523 21 Monate lang Papst. «Wir bekennen frei, dass Gott diese Verfolgung seiner Kirche geschehen lässt, wegen der Menschen und sonderlich wegen der Sünden der Priester und Prälaten. Wir wollen allen Fleiss anwenden, damit zuerst der römische Hof, von welchem vielleicht alle diese Übel den Anfang genommen, gebessert werde; dann wird, wie von hier die Krankheit gekommen ist, auch die Gesundung beginnen. Solches zu vollziehen, erachten wir uns umso mehr verpflichtet, weil die ganze Welt eine solche Reform begehrt».
Humanitär.
1515 schlägt Franz I. in Marignano eine Armee von 20’000 Eidgenossen, die im Sold jenes Papstes Leo X. stehen, der Luther 1520 exkommunizieren wird. Zwingli ist als Feldprediger
seiner Landsgenossen bei der Schlacht mit dabei und kämpft fortan – bis zu seinem Tod auf dem Schlachtfeld – gegen das Söldnertum. 344 Jahre später erlebt der protestantische Genfer Henri Dunant die brutale Schlacht von Solferino und gründet in der Folge das Rote Kreuz, um Kriegsversehrten unabhängig von ihrer Nationalität zu helfen.
seiner Landsgenossen bei der Schlacht mit dabei und kämpft fortan – bis zu seinem Tod auf dem Schlachtfeld – gegen das Söldnertum. 344 Jahre später erlebt der protestantische Genfer Henri Dunant die brutale Schlacht von Solferino und gründet in der Folge das Rote Kreuz, um Kriegsversehrten unabhängig von ihrer Nationalität zu helfen.
Hund.
«Wir verachten Gott wie einen alten schlafenden Hund.» — Zwingli
Hunger.
Ein Buchdrucker des 16. Jahrhunderts produziert bei
voller Leistung alle 20 Sekunden ein gedrucktes Blatt. Mit der Reformation steigt der Stress der Typographen, denn die Schriften
von Luther und Zwingli verkaufen sich wie warme Brötchen.
Die Arbeiter aber hungern, vor allem in der 40-tägigen Fastenzeit bis Ostern, wenn kein Fleisch gegessen werden darf. 1523 setzen sich die Handwerker der Zürcher Druckerwerkstatt Froschauer über dieses Verbot hinweg und stürzen sich im Beisein von Zwingli, der kein Wort sagt, auf saftige Würste. Ein Skandal! Bei der anschliessenden Kontroverse lässt sich allerdings aus keiner Bibelstelle eine Verdammung der Fastenbrecher ableiten. Für Reformierte ist alles erlaubt, was die Bibel nicht ausdrücklich verbietet.
voller Leistung alle 20 Sekunden ein gedrucktes Blatt. Mit der Reformation steigt der Stress der Typographen, denn die Schriften
von Luther und Zwingli verkaufen sich wie warme Brötchen.
Die Arbeiter aber hungern, vor allem in der 40-tägigen Fastenzeit bis Ostern, wenn kein Fleisch gegessen werden darf. 1523 setzen sich die Handwerker der Zürcher Druckerwerkstatt Froschauer über dieses Verbot hinweg und stürzen sich im Beisein von Zwingli, der kein Wort sagt, auf saftige Würste. Ein Skandal! Bei der anschliessenden Kontroverse lässt sich allerdings aus keiner Bibelstelle eine Verdammung der Fastenbrecher ableiten. Für Reformierte ist alles erlaubt, was die Bibel nicht ausdrücklich verbietet.
Käfer.
«Was aber Gott ist, wissen wir aus uns ebenso wenig, wie ein Käfer weiss, was der Mensch ist». — Zwingli
Kantone.
Zürich (1523) übernimmt die Reformation als erster Kanton. Es folgen St. Gallen (1524), Graubünden (1526), Bern (1528), Basel (1529), Schaffhausen (1529), Neuenburg (1530), Genf und die Waadt (1536). Nach der Niederlage der Reformierten in der Schlacht bei Kappel werden die rechtlichen Grundlagen für die konfessionellen Verhältnisse der Eidgenossenschaft festgelegt. Die von der römischen Kirche emanzipierten neugläubigen Orte übertragen die religiösen Fragen den Zivilbehörden. Die Funktion des Bischofs wird von den reformierten Gemeinschaften übernommen, die sich zu Theologie, Sitten oder Lehre äussern.
Komet.
1531 ist am europäischen Himmel ein Komet zu sehen, ein Phänomen, das sofort mit Vorahnungen verbunden wird. Zwingli sieht darin ein düsteres Zeichen für seinen bevorstehenden Tod. Nur wenige Monate später stirbt er tatsächlich. Der Himmelskörper heisst Halleyscher Komet. Er tritt 1997 nochmals in Erscheinung und wird 2061 erneut zu sehen sein.
Lausanne.
Die Waadtländer Hauptstadt wird 1536 von Bern erobert und führt im gleichen Jahr die Reformation ein. Es entsteht die erste protestantische Hochschule im französischen Sprachraum. Der Reformator und Lehrer Pierre Viret (1511–1571) wirkt hier während zehn Jahren. Einige seiner Schriften gelten als ebenso bedeutend wie die Literatur des berühmten französischen Schriftstellers François Rabelais (1494–1553).