Die einzelnen reformierten Kirchen der Schweiz wurden sich im 19. Jh. bewusst, dass sie im jungen Schweizer Bundesstaat auf nationaler Ebene stärker präsent sein müssen. Besonders im ersten Weltkrieg mit seinen Notlagen wurde deutlich, dass ein verbindlicherer Zusammenschluss notwendig war. Der entscheidende Anstoss zum Kirchenbund kam allerdings aus dem Ausland: So suchte nach dem Kriegsende der Amerikanische Kirchenbund einen Dialogpartner im europäischen Protestantismus. Die Schweizerische Kirchenkonferenz entsendete 1919 den weltgewandten Ökumeniker Adolf Keller an die Generalversammlung des «Federal Council of the Churches of Christ in America» nach Cleveland. Eine enge Beziehung und Zusammenarbeit entstand.
Zurück in der Schweiz hatte Keller die Idee eines Bundes im Gepäck, um die Herausforderungen der Nachkriegszeit zu meistern. Die Kirche sah man in Weltverantwortung und einer spirituellen Dimension zugleich. Zudem wuchsen ökumenische Interessen in Westeuropa. Am 7. September 1920 wurde so im Stadthaus Olten der Schweizerische Evangelische Kirchenbund durch 32 Abgeordnete aus 15 reformierten Kantonalkirchen und zwei Diasporaverbänden gegründet. Sachlich hielt das erste Statut des SEK damals fest: «Der Kirchenbund hat die Aufgabe, alle evangelischen Christen der Schweiz zu einer im Geiste einigen Gemeinschaft zusammenzuschliessen und so an der Verwirklichung des Reiches Gottes mitzuarbeiten, zu dem unser Volk durch das Evangelium berufen ist.»
In den folgenden Jahren traten immer mehr Schweizer Kirchen dem Bund bei, auch Auslandschweizer Kirchen von Buenos Aires bis London wurden Mitglieder.
Anlässlich des Jubiläums erinnert nun die Rubrik «100 Jahre Kirchenbund» auf der Webseite der EKS an wichtige Meilensteine und prägende Persönlichkeiten. Ein Paket, das zum Weiterlesen und –denken anregen will. Denn eine vollumfängliche Geschichte des Kirchenbundes mit all seinen Partnern, Bündnissen, weltweiten Treffen, Kommissionen und Konferenzen zu erstellen, ist beinahe unmöglich. Doch eines scheint immer wieder durch: Hinter dem Kirchenbund steckte ein enormer Einsatz von Akteuren mit vielfältigen Biografien.
«Wir sind allen Menschen, die sich im Kirchenbund in diesen 100 Jahren für Themen wie kirchliche Zusammenarbeit, Ökumene, eine gerechtere Welt, Sozialethik und Diakonie eingesetzt haben, dankbar. Sie haben ihre Spuren hinterlassen, ihre Gedanken und Ideen bewegen uns bis heute», so Esther Gaillard, Vizepräsidentin des Rates der EKS. Die EKS führt die Arbeit des SEK seit 2020 unter neuem Namen und Struktur weiter.